Die Vorstellung, dass sich Geometrie in Autodesk Inventor je nach den festgelegten Abhängigkeiten unterschiedlich verhält, hindert neue Benutzer häufig daran, die Umstellung von einer 2D-Zeichenanwendung vorzunehmen.
- 2D- und 3D-Skizzenabhängigkeiten steuern die Geometrie innerhalb von Skizzen.
- Baugruppenabhängigkeiten und Gelenke richten zwischen Komponenten in einer Baugruppe Beziehungen ein, die Position und Verhalten steuern.
In der Skizzierumgebung von Autodesk Inventor gibt es zwei Arten von Abhängigkeiten: geometrische und Bemaßungsabhängigkeiten.
Die Statusleiste am unteren Rand des Grafikfensters zeigt die Anzahl der Bemaßungen an, die erforderlich sind, um eine Skizze vollständig mit Abhängigkeiten zu versehen. Wenden Sie beim Skizzieren geometrische oder Bemaßungsabhängigkeiten an, um diesen Wert auf Null zu reduzieren und Ihre Skizziergeometrie vollständig mit Abhängigkeiten zu versehen oder zu stabilisieren.
Geometrische Abhängigkeiten
Geometrische Abhängigkeiten zwischen Linien, Bogen und anderen Geometrien werden während des Skizziervorgangs automatisch erstellt. Abhängigkeiten können auch manuell angewendet werden, nachdem die Skizziergeometrie vorhanden ist, um die Form oder Position der Skizze zu stabilisieren. Diese geometrischen Abhängigkeiten ermöglichen es, die Skizze mit vorhersagbaren Ergebnissen zu bearbeiten. Wenn z. B. der Endpunkt einer Linie gezogen wird, für die die Abhängigkeit besteht, dass sie lotrecht zu einer anderen Linie ist, wird die Rechtwinkligkeit nicht geändert.
Abhängigkeiten werden beim Skizzieren oder Ändern vorhandener Geometrien abgeleitet. Dieses Ableitungsverfahren entscheidet darüber, welche Abhängigkeiten der Geometrie zur Verfügung stehen, wenn die Form und die Ausrichtung variiert werden. Wird eine Abhängigkeit abgeleitet, erscheinen das Abhängigkeitssymbol sowie (bei Bedarf) gepunktete Ausrichtungslinien.
Durch die Einstellung der Option Abhängigkeitserstellung wird bestimmt, ob abgeleitete Abhängigkeiten nach der Erstellung der Geometrie erhalten bleiben. Ist diese Option deaktiviert, werden Abhängigkeiten nicht automatisch erstellt. Das Variieren der Einstellungen für Ableitung und Beständigkeit kann sich auf die Ergebnisse der Skizzenoperation auswirken.
Bemaßungsabhängigkeiten
Parametrische Bemaßungen, eine Art von Skizzenabhängigkeit, steuern die Größe und Position der Geometrie. Die Bemaßungen werden im Rahmen der Geometrieerstellung bei der Eingabe von Werten in die Eingabefelder automatisch erstellt. Mit dem Befehl Allgemeine Bemaßung können sie aber auch manuell erstellt werden. Bemaßungswerte können als numerische Konstanten, als Variablen in einer Gleichung oder in Parameterdateien ausgedrückt werden.
Wenn Sie eine Bemaßung ändern, ändert sich die Größe der zugehörigen Geometrie. Skizzenbemaßungen können Sie bearbeiten, bevor oder nachdem die Skizze Teil eines Elements wird. Falls die Skizze nicht von einem Element einbezogen wurde, werden ihre Bemaßungen angezeigt und können bearbeitet werden. Wenn eine Skizze bereits in ein Element einbezogen wurde, wählen Sie das Element im Browser aus und aktivieren die Skizze zur Bearbeitung.
Falls durch Anwenden einer Bemaßung der Skizze zu viele Abhängigkeiten hinzugefügt würden, können Sie die Bemaßung akzeptieren oder löschen. Wenn Sie die Bemaßung akzeptieren, wird sie als Referenzparameter gespeichert, der Wert wird in Klammern gesetzt und bei Änderungen der normalen Bemaßungen entsprechend aktualisiert.
Außerdem können Sie mit den Optionen in der Statusleiste unten im Grafikfenster bestimmen, wie Bemaßungen angezeigt werden. Zur Auswahl stehen die Stile Wert, Name, Ausdruck, Toleranz oder Genauer Wert. Bemaßungen, die mit einer Gleichung berechnet wurden (z. B. d5=d2), werden mit dem Präfix fx gekennzeichnet.
Normale im Vergleich mit getriebenen Bemaßungen
In der Skizzierumgebung von Autodesk Inventor werden zwei Typen von Bemaßungen unterschieden: normale Bemaßungen und getriebene Bemaßungen.
Normale oder allgemeine Bemaßungen sind parametrische Bemaßungen zur Bestimmung der Größe der Skizziergeometrie - sie treiben die Geometrie. Wenn Sie den Wert für eine normale Bemaßung ändern, wird die Geometrie entsprechend skaliert.
Getriebene Bemaßungen sind dagegen nicht parametrische Bemaßungen, die den aktuellen Wert der Geometrie anzeigen. Die Werte werden durch Änderungen an der Geometrie getrieben. Sie können getriebene Bemaßungen nicht bearbeiten, um die Größe der Geometrie zu skalieren. Getriebene Bemaßungen werden bei der Anzeige im Grafikfenster in Klammern gesetzt und ermöglichen eine dynamische Reaktion der Skizziergeometrie auf zugehörige Änderungen.
Bemaßungstoleranzen und -eigenschaften
Es ist nicht möglich, Bauteile auf exakte Abmessungen hin zu fertigen. Je genauer bei der Fertigung eines Objekts oder Elements eine bestimmte Größe eingehalten werden muss, desto teurer wird der Vorgang. Andererseits funktioniert das Bauteil unter Umständen nicht korrekt, wenn der Toleranzbereich zu groß ist. Aus diesem Grund können Sie beim Anwenden von Bemaßungsabhängigkeiten Toleranzen für Skizzenbemaßungen festlegen. Je nach skizziertem Bauteiltyp und dessen Verwendungszweck gibt es für jede Bemaßung einen Bereich akzeptabler Toleranzen.
Die zulässige Toleranz für Bemaßungen wird normalerweise durch einen Unternehmensstandard festgelegt. Stellen Sie Ihre Unternehmensstandards im Dialogfeld Dokumenteinstellungen als Vorgaben ein, und legen Sie Toleranznormen und eine Standardtoleranz fest. Fügen Sie für jede eindeutige Kombination aus Genauigkeitsstufe und Toleranzbereich eine neue Zeile hinzu.
Freiheitsgrade
Die Art und Weise, in der Skizziergeometrie ihre Größe und Form ändern kann, wird als Freiheitsgrade bezeichnet. Ein Kreis verfügt beispielsweise über zwei Freiheitsgrade: seinen Mittelpunkt und seinen Radius. Ein Bogen weist vier Freiheitsgrade auf: Mitte, Radius und Endpunkte.
Wenn Sie alle Freiheitsgrade durch Anwenden von Abhängigkeiten oder Bemaßungen eliminieren, ist die Skizze vollständig abhängig. Werden Freiheitsgrade nicht aufgelöst, ist die Skizze unterbestimmt. Beim Erstellen von Geometrie zeigt Autodesk Inventor Zeichen für Freiheitsgrade an, die darstellen, ob Geometrie keine, teilweise oder vollständige Abhängigkeiten aufweist.
Bei der Anwendung von Abhängigkeiten auf die Geometrie und der Eliminierung von Freiheitsgraden verschwinden die Zeichen. Wenn dagegen Abhängigkeiten gelöscht und Freiheitsgrade hinzugefügt werden, erscheinen die Zeichen. Nutzen Sie die Zeichen für Freiheitsgrade, um zu erkennen, wie Sie Ihrer Skizziergeometrie geometrische und Bemaßungsabhängigkeiten zuweisen können.
Tipps zum Arbeiten mit Skizzenabhängigkeiten
- Stabilisieren Sie Form vor der Größenänderung. Wenden Sie geometrische Abhängigkeiten vor Bemaßungen an, um die Skizzenform nicht zu verzerren.
- Verwenden Sie sowohl geometrische Abhängigkeiten als auch Bemaßungen. Einige Kombinationen von Abhängigkeiten können Skizzenteile mit unzureichenden Abhängigkeiten verzerren. Löschen Sie im Falle einer Verzerrung die zuletzt platzierte Abhängigkeit, und verwenden Sie eine Bemaßung oder eine andere Kombination von Abhängigkeiten.
- Verwenden Sie, wenn möglich, Autom. Bemaßung. Verwenden Sie den Befehl Bemaßungen, um nur die benötigten Bemaßungen hinzuzufügen, und dann den Befehl Automatische Bemaßungen und Abhängigkeiten, um alle anderen Skizzenbemaßungen und -abhängigkeiten zu berechnen.
- Zuerst große, dann kleinere Elemente bemaßen. Um Verzerrungen zu minimieren, definieren Sie zunächst große Elemente, die die Skizzengröße bestimmen. Wenn Sie zunächst kleine Elemente dimensionieren, könnte die Gesamtgröße eingeschränkt werden. Löschen Sie eine Bemaßung, oder machen Sie sie rückgängig, falls die Form der Skizze durch die Bemaßung verzerrt wird.