Manchmal machen wir uns die Arbeit schwerer als nötig, indem wir uns auf bereits bekannte Techniken verlassen und dadurch Werkzeuge übersehen, die den Arbeitsablauf vereinfachen können. Nehmen wir beispielsweise die einfache Aufgabe, die Länge einer Linie oder eines Bogens zu ändern. Kommt Ihnen der folgende Prozess bekannt vor? Sie zeichnen eine temporäre Linie, dehnen (oder stutzen) sie und löschen dann die temporäre Linie wieder. Ich stelle Ihnen nun zwei AutoCAD-Befehle vor, mit denen Sie sich diese zusätzlichen Schritte sparen können: STRECKEN und LÄNGE.
Anmerkung: Das Video enthält keinen Ton und keine Untertitel.
Anmerkung: Schritte, Bilder und Videos können leicht von Ihrer Version des Produkts abweichen.
Strecken mehrerer Objekte
Der Befehl STRECKEN sticht als der einzige Änderungsbefehl hervor, bei dem Objekte auf eine bestimmte Weise ausgewählt werden müssen. Sehen wir uns genauer an, warum er diese spezielle Auswahlanforderungen hat.
Beim Strecken eines Objekts bleibt ein Ende fixiert, während das andere Ende verschoben wird. Dazu interagiert STRECKEN mit den Punkten eines Objekts (Endpunkten, Scheitelpunkten, Mittelpunkten, Schnittpunkten, Einfügepunkten usw.). Da für den Befehl STRECKEN bekannt sein muss, welche dieser Punkte geändert werden sollen, reicht es nicht aus, lediglich das Objekt auszuwählen.
Damit STRECKEN ordnungsgemäß funktioniert, müssen Objekte durch ein Kreuzen-Fenster oder Kreuzen-Polygon ausgewählt werden.
Anmerkung: Obwohl es in der Befehlszeile nicht ersichtlich ist, kann auch das Kreuzen-Lasso zur Auswahl verwendet werden.
In dieser Übung möchten wir einige Änderungen an einem einfachen bearbeiteten Teil vornehmen.
Erstellen Sie eine Zeichnung, die der folgenden Abbildung ähnelt.
Klicken Sie auf die Registerkarte Start > Gruppe Ändern > Strecken. Finden
Sie können auch in der Befehlszeile STRECKEN eingeben.
Erstellen Sie ein Kreuzen-Auswahlfenster, indem Sie zwei Punkte von rechts nach links angeben, um die zu streckende Geometrie auszuwählen.
Bei Verwendung der Auswahlmethode Kreuzen werden nicht nur ein oder mehrere zu streckende Objekte ausgewählt, sondern auch alle Punkte eingeschlossen, die neu positioniert werden sollen.
Wählen Sie an der Eingabeaufforderung Basispunkt angeben einen Referenzpunkt (1) aus, und ziehen Sie die Objekte an die gewünschte Position (2).
Anmerkung: Wenn Sie die Richtung beim Strecken beschränken möchten, können Sie die UMSCHALTTASTE gedrückt halten, um den Orthomodus vorübergehend einzuschalten, oder versuchen, Objektfang (falls zutreffend) mit Ortho (F8) oder Spurverfolgung (F10) und Objektfangspur (F11) zu kombinieren. Weitere Informationen zu diesen Themen finden Sie unter den Links am Ende dieses Artikels.
Genaue Auswahl
Wenn sich die Zeichnungen weiterentwickeln und komplexer werden, kann es schwieriger werden, Objekte auszuwählen. Die Auswahlmethoden Kreuzen-Polygon oder Kreuzen-Lasso können für eine präzisere Objektauswahl herangezogen werden. Im folgenden Beispiel ist ein Kreuzen-Polygon effektiver bei der Auswahl der gewünschten Geometrie und vermeidet zugleich unerwünschte Geometrie. Ein Kreuzen-Lasso hätte ebenfalls den gewünschten Effekt erzielt.
Tipp: Wenn Sie versehentlich Objekte auswählen, die Sie nicht ändern möchten, halten Sie die UMSCHALTTASTE gedrückt, und wählen Sie die Objekte aus, die Sie aus der aktuellen Auswahl entfernen möchten.
Sie können auch mehrere Auswahlen innerhalb eines Befehls STRECKEN vornehmen. Verwenden Sie so lange kreuzende Auswahlmethoden, bis alle gewünschten Objekte und Punkte eingeschlossen sind.
Strecken verschiedener Objekte
Wie bereits erläutert, helfen kreuzende Auswahlmethoden bei der Auswahl der zu ändernden Objekte und zu streckenden Punkte. Bei der Arbeit mit Linien, Polylinien oder Bogen sind diese Punkte leicht zu erkennen und auszuwählen. Doch was geschieht, wenn der Befehl STRECKEN auf einen Kreis angewendet wird?
Wie Sie sehen können, wurden fünf Kreise ausgewählt, aber nur zwei von ihnen geändert. Nur die beiden Kreise, deren Mittelpunkte bei der Auswahl mit Kreuzen-Fenster eingeschlossen sind, werden geändert.
Bei der Interaktion mit Blöcken oder XRefs ändert der Befehl STRECKEN die Platzierung eines Blocks oder einer XRef nur, wenn die Auswahl Kreuzen den Einfügepunkt enthält.
Lassen Sie uns eine kurze Übung dazu machen.
Klicken Sie auf Registerkarte Ansicht > Gruppe Paletten > Werkzeugpaletten. Finden
Klicken Sie im Fenster Werkzeugpaletten auf die Registerkarte Architektur.
Wählen Sie in der Palette den Block Bäume – Britisch aus, und klicken Sie an eine beliebige Stelle im Zeichenbereich, um den Block zu platzieren.
Die Standardansicht ist eine Draufsicht einer Palme.
Wählen Sie den Block aus.
Der Griff des Einfügepunkts (der quadratische Griff in der Mitte des Baums) wird angezeigt. Denken Sie daran, wenn Sie den Befehl STRECKEN verwenden.
Anmerkung: Wenn der Griff des Einfügepunkts nach Auswahl des Blocks nicht angezeigt wird, setzen Sie die Systemvariable GRIPBLOCK auf 0.
Drücken Sie ESC, um die Auswahl des Blocks aufzuheben.
Klicken Sie auf die Registerkarte Start > Gruppe Ändern > Strecken. Finden
Wählen Sie den Block mithilfe eines Kreuzen-Fensters aus. Stellen Sie sicher, dass der Einfügepunkt in der Auswahl enthalten ist.
Sie müssen nicht die gesamte Blockgeometrie bei der Auswahl Kreuzen mit einschließen.
Geben Sie einen Basispunkt (1) und anschließend einen zweiten Punkt (2) an.
Der Block wird verschoben, seine Geometrie jedoch nicht gestreckt.
Anmerkung: Andere Objekte mit Einfügepunkten (mehrzeiliger Text, XRefs, Anordnungen, Bilder, PDF-Anhänge usw.) verhalten sich ähnlich. Der Befehl STRECKEN wirkt sich nur dann auf die Objekte aus, wenn der Einfügepunkt von der Auswahlmethode Kreuzen eingeschlossen wurde.
Befehl LÄNGE als Alternative
Das Wort Strecken beschreibt im Allgemeinen das Verlängern eines Elements, wozu der Befehl STRETCH sicher auch verwendet werden kann. Es gibt auch noch einen spezielleren Befehl, LÄNGE, den Sie ausprobieren können. Der Hauptvorteil von LÄNGE besteht darin, die Länge eines Objekts zu ändern, ohne dabei seinen Winkel (für Linien und Polylinien) oder seinen Radius (für Bogen und Ellipsen) zu ändern. Probieren Sie ihn in diesem einfachen Beispiel aus.
Zeichnen Sie eine Linie oder Polylinie mit einer Länge von acht Einheiten.
Eine assoziative Bemaßung wurde hinzugefügt, um während der Änderungen die Länge der Linie anzuzeigen.
Klicken Sie auf Registerkarte Start > Gruppe Ändern > Länge. Finden
Geben Sie alternativ in der Befehlszeile LÄNGE ein.
In der Befehlszeile haben Sie zudem die Möglichkeit, ein Objekt auszuwählen, um dessen aktuelle Länge zu ermitteln.
Geben Sie in der Befehlszeile DE ein, oder wählen Sie die Option Delta.
Bei Verwendung der Delta-Methode geben Sie an, wie stark die aktuelle Länge geändert werden soll.
Geben Sie einen Deltawert von 2 ein.
Klicken Sie in die Nähe des Linienendes, um zu definieren, in welche Richtung die Linie verlängert werden soll.
Anmerkung: Wenn die Systemvariable COMMANDPREVIEW auf 1 gesetzt ist, wird eine Vorschau des Endergebnisses angezeigt, bevor Sie die Linie auswählen. Weitere Informationen finden Sie unter Haben Sie dies schon versucht: Befehlsvorschau.
(Optional) Wählen Sie weitere Linien aus, die Sie um zwei Einheiten ändern möchten.
Drücken Sie die EINGABETASTE, um den Befehl zu beenden.
Neben der Delta-Methode bietet LÄNGE noch viele weitere Möglichkeiten, um die Länge eines Objekts zu ändern. Sehen Sie sich dazu folgende Optionen an:
Prozentsatz. Gibt den Umfang der Änderung als Prozentsatz der aktuellen Objektlänge an.
Gesamt. Gibt die neue Länge an, indem die gewünschte endgültige Länge angegeben wird.
Dynamisch. Gibt den Umfang der Änderung durch Ziehen des Cursors an.
Strecken und Länge bei Objekten mit Griffen
Multifunktionsgriffe können ebenfalls zum Strecken und Verlängern von Objekten verwendet werden. Wenn Sie den Mauszeiger bei einer ausgewählten Linie oder einem ausgewählten Bogen über den Griff eines Endpunkts bewegen, werden die Optionen Strecken und Länge angezeigt. Die Griffoption Länge verhält sich dabei wie die dynamische Methode des Befehls LÄNGE.
Der Multifunktionsgriff einer Polylinie bietet die Option Scheitelpunkt strecken, aber eine Verlängerung kann mithilfe des Objektfangs für Hilfslinien erreicht werden.
Mit ein wenig Übung werden STRECKEN und LÄNGE schon bald ein fester Bestandteil Ihres AutoCAD-Repertoires sein. Die Gewöhnung an neue Methoden braucht Zeit und Zielstrebigkeit. Doch wenn Sie bereit sind, etwas Zeit in STRECKEN und LÄNGE zu investieren, könnte dies Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen durchaus „strecken“ und erweitern. Entschuldigen Sie, aber das Wortspiel musste sein.