Der Voreileffekt tritt dann auf, wenn der Schmelzestrom durch dickwandige Bereiche der Kavität "eilt", bevor die dünnwandigen Bereiche gefüllt sind.
Der Voreileffekt weist auf ein unbalanciertes Füllen hin und kann oft unerwünschte Bindenähte und Lufteinschlüsse nach sich ziehen. Das folgende Diagramm zeigt ein Teil mit einer Randverdickung.
Der Kunststoffschmelzefluss (rote Pfeile) "eilt" um den Rand und schließt eine Luftblase (roter Kreis) ein.
Große Unterschiede in der Wanddicke innerhalb eines Formteils können problematisch sein, sind aber gelegentlich aus konstruktiven Gründen unvermeidlich. Bei dem obigen Beispiel ist der Voreileffekt durch die dickwandigen Bereiche nicht das eigentliche Problem. Das Problem ist das unbalancierte Füllen, das den Voreileffekt erst ermöglicht. Wenn der Kunststoff alle Teile der Randverdickung zeitgleich erreichen würde, träte der Voreileffekt nicht auf.
Fließweg 1 ist kürzer als Fließweg 2. Durch eine geringfügige Erweiterung von Fließweg 2 oder eine Verengung von Fließweg 1 (siehe Der Einfluss der Dicke auf den Schmelzefluss) kann der Kunststoff alle Teile der Randverdickung zeitgleich erreichen. So wird ein balanciertes Füllen möglich.