Mithilfe der Bewegungssynthese-Funktion kann Character Studio die Bewegung der Figuren aus einer Kombination von Crowd-Verhaltensweisen und Bewegungsflussnetzwerken (bei der Animation von Bipeds, siehe Biped-Crowds) oder Clip-Controllern (bei der Verwendung von Figuren, die keine Bipeds sind) ableiten. Im Falle der Verwendung von Clip-Controllern haben Sie mithilfe des globalen Motion-Clip- und Treiber-Motion-Clip-Controllers die Möglichkeit, Figurengruppen, wie z. B. Vögel, Schmetterlinge, Fischschwärme und Insekten, zu animieren. Sie können Clip-Controller entweder als Block-Controller in der Spuransicht oder auf direktere Weise mit den Steuerelementen für Crowd-Helferobjekte im Rollout "Globale Clip-Controller" erstellen.
Sie können Ihre Figur entweder im Fixmodus mit einer Animationsschleife, aber ohne Transformationsbewegung erstellen (z. B. ein flügelschlagender Vogel) oder in die Animation auch eine Transformationsbewegung aufnehmen (z. B. ein Vogel, der mit den Flügeln schlägt und sich gleichzeitig nach oben bewegt). Eine zyklische Bewegung im Fixmodus kann beispielsweise für Bewegungen wie Fliegen oder Schwimmen verwendet werden, um Vögel oder Fische zu animieren. Wenn Sie seitliche Bewegungen hinzufügen, können Sie kriechende Bewegungen animieren, bei denen die Füße nicht schleifen, sondern auf dem Boden aufgesetzt sein sollen. Je nachdem, für welche Methode Sie sich entscheiden, müssen Sie auf der Registerkarte "Motion-Clips" im Dialogfeld "Synthese" verschiedene Optionen aktivieren oder deaktivieren. In beiden Fällen werden von Verhaltensweisen gesteuerte Gruppenvertreter verwendet, um die mit den Vertretern verknüpften Figuren zu motivieren.
Zunächst erstellen Sie eine Figur mit einigen kurzen Schleifenzyklen, beispielsweise Flügelschlagen, Gleiten und Drehen nach links oder rechts. Diese Figur dient als globales Objekt oder Originalobjekt, aus dem die Motion-Clips abgeleitet werden. Anschließend werden Klone der Originalfigur erstellt. Die Klone werden positioniert und mit Vertretern verknüpft. Nun werden Zustände erstellt, damit ausgewählt werden kann, welche Clips auf Grundlage der Zustände abgespielt werden.
Wenn ein Vogel (Vertreter) sich beispielsweise hoch in die Luft schwingt oder an Geschwindigkeit gewinnt, wird ein Clip mit einem schnellen Flügelschlag verwendet. Wenn der Vogel (Vertreter) wieder langsamer fliegt und den Flügelschlag einstellt, wird ein Clip mit ruhenden Flügeln verwendet usw. Bei der Synthese bestimmt Character Studio anhand von Geschwindigkeit und Richtung der Vertreter den Zustand, der aktiv sein sollte. Der aktive Zustand bestimmt, welcher Clip auf die Klone des Originalobjekts angewendet werden soll. Die Animation wird durch Verschmelzung der Clips erstellt. Die verfügbaren Zustände sind Geschwindigkeit, Beschleunigung, Neigung, Neigungsänderung, Drehwinkel und Skript (MAX-Skript).
Wenn Sie Gehbewegungen mehrbeiniger Figuren erstellen möchten, können Sie nicht nur die zyklische Bewegung der Beine, sondern auch seitliche Bewegungen animieren. Dadurch wird gewährleistet, dass die Füße der Figur während der Bewegung nicht schleifen. Character Studio verwendet die Daten der seitlichen Bewegung, um einen Zustand zu erstellen, der die tatsächliche Bewegung genau wiedergibt. Character Studio lagert dann die tatsächliche Bewegung aus. Wenn ein Vertreter sich nun der im Zustand aufgezeichneten Geschwindigkeit sowie dem Drehwinkel nähert, wird der passende Motion-Clip ausgelöst. Durch diese Technik wird das Schleifen der Füße auf ein Minimum reduziert.
Erstellen Sie die Ausgangsbewegung der Vertreter mit den Crowd-Hilfsmitteln. Beispielsweise können Sie mit einem Such- oder Ausweichverhalten die Bewegung von Vögeln steuern. Das Objekt mit der Animationsschleife wird dann kopiert, und die Kopien werden mit den Vertretern verknüpft, um die Animation zu vervollständigen. Der Vertreter ist für den Pfad zuständig, und die Clip-Controller steuern die Animationsschleife.
Sie können Treiber-Motion-Clips und globale Motion-Clips in der Spuransicht erstellen, indem Sie dem verfügbaren Controller unter "Blocksteuerung" einen Controller zuweisen. Mit den Steuerelementen für Crowd-Helferobjekte im Rollout "Globale Clip-Controller" können diese Clip-Controller jedoch auf einfachere Weise zugewiesen und verwendet werden.
Globale Motion-Clips speichern die von mehreren Treiber-Motion-Clips gemeinsam verwendeten Clips. Diese werden den geklonten Objekten während der Synthese zugewiesen. Globale Motion-Clips enthalten ferner die Programmlogik zur Durchführung der Bewegungssynthese für mehrere Objekte mit Bewegungsbahnen und Zuständen, die mit Clips verknüpft sind. Die Steuerelemente für die Bewegungssynthese befinden sich im Dialogfeld "Synthese".
Die Skalierung und Anordnung der Motion-Clip-Keys richten sich nach benutzerdefinierten Zuständen. Jeder Zustand enthält Motion-Clips, die abgespielt werden, wenn der Zustand aktiv ist.
Treiber-Motion-Clips sind Controller, die Motion-Clips oder individuelle Animations-Clips enthalten. Diese Bewegungs-Clips haben eine bestimmte Reihenfolge, in der sie während der Animation abgespielt werden, und überlagern sich etwas, wobei die Verschmelzung automatisch erfolgt, damit die Übergänge zwischen den Clips möglichst glatt ausfallen.
So verwenden Sie die Bewegungssynthese mit Figuren, die keine Bipeds sind:
Zum Kopieren und Synthetisieren von Clips verwenden Sie die Steuerelemente im Dialogfeld "Synthese". Das Dialogfeld verfügt über drei Registerkarten: "Motion-Clips", "Zustand" und "Synthese".
In diesem Verfahren wird vorausgesetzt, dass das globale Objekt statisch ist und über eine schleifenförmige Animation verfügt. Bei Figuren mit vielen Beinen können Sie die seitliche Bewegung für das globale Objekt animieren und dann im Dialogfeld "Synthese" auslagern. Dadurch werden schleifende Füße bei Figuren mit vielen Beinen vermieden.
Erstellen Sie eine Animation an einer einzigen Position, beispielsweise einen Vogel, der mit den Flügeln schlägt. Erstellen Sie Variationen der Animation, wie eine Gleitbewegung (kein Flügelschlagen), langsam schlagende Flügel usw. Animieren Sie das Objekt, indem Sie Modifikatoren zuweisen und deren Parameter animieren.
Das ist das globale Objekt, von dem die Animations-Clips abgeleitet werden.
Erstellen Sie die Objekte im Ansichtsfenster von oben oder im Perspektiv-Ansichtsfenster.
Stellen Sie sicher, dass Sie die gleiche Anzahl von Vertretern und animierten Objektklonen erhalten.
Jetzt verknüpfen Sie die Objekte mit den Vertretern.
Das Dialogfeld "Objekt-/Vertreterverbindungen" wird angezeigt.
Die Objekte werden an den Vertretern ausgerichtet und mit ihnen verknüpft.
Nun animieren Sie die Vertreter mit Verhaltensweisen. Weitere Informationen zur Verwendung von Verhaltensweisen finden Sie unter Zuordnen von Verhaltensweisen.
Wenn Sie die Simulation lösen, folgen die Objekte den Vertretern, die durch ihr Verhalten geleitet werden. Sie generieren dann die Bewegungssynthese auf der Basis der Vertreterbewegung.
Das Objekt wird in der Liste im Rollout "Globale Clip-Controller" angezeigt.
Das Dialogfeld "Synthese" wird angezeigt. Der Name ist der des Objekts.
Verwenden Sie diese Optionen nur, wenn das ursprüngliche Objekt eine seitliche Bewegung ausführt, die mit Schritten koordiniert werden muss.
Damit wird das Dialogfeld "Motion-Clip-Parameter" geöffnet, in dem Sie einen Namen, eine Farbe und einen Frame-Bereich für einen Motion-Clip eingeben können.
Beispielsweise können die Frames 0 bis 10 die Gleitanimation bilden.
Jetzt definieren Sie Zustände, deren Parameter bestimmen, wann die Bewegungssynthese einen Clip verwendet.
Ein neuer Zustand wird der Dropdown-Liste oben im Bereich "Synthesezustände" hinzugefügt. Geben Sie ihm einen beschreibenden Namen. In vielen Fällen kann der Zustand den gleichen Namen wie der zugehörige Motion Clip tragen.
Geben Sie jetzt die Zustandsparameter an; d. h. wie sich der Vertreter bewegen soll, wenn das verknüpfte Objekt den Motion-Clip verwendet. Beispielsweise sollte Ihre Gleitbewegung nur aktiv sein, wenn die Beschleunigung unter 0 liegt.
Wenn Sie einen Bereich angeben, müssen Sie darauf achten, dass der Mindestwert niedriger ist als der Höchstwert. Wenn Sie beispielsweise einen negativen Bereich verwenden (-180 bis -10), müssen Sie die Zahl mit dem größeren absoluten Wert (-180) als Mindesteinstellung eingeben.
Sie sollten bereits über mehrere Motion-Clips verfügen. Nun müssen Sie einen Clip mit diesem Zustand verknüpfen. Wenn Sie beispielsweise einen Zustand mit einer Beschleunigung unter Null definiert haben, können Sie ihn mit dem Clip "Gleiten" verknüpfen.
Während der Synthese wird eine Fortschrittsleiste angezeigt. Sobald die Synthese abgeschlossen ist, wird das Dialogfeld "Synthese" wieder angezeigt. Klicken Sie auf der Registerkarte "Zustand" "Eigenschaften bearbeiten", um die Bereiche und Durchschnittswerte der Clip-Zustand-Parameter anzuzeigen. Das ist bei der Feinabstimmung der Zustandseigenschaften nützlich.
Klicken Sie auf "Beenden", um das Dialogfeld "Synthese" zu schließen.
Die Objekte folgen den Vertretern und werden mit Clips animiert, die abhängig von den von Ihnen erstellten Zuständen aktiviert werden.