Es gibt viele Arten von Verhalten, die man als nichtlinear bezeichnen kann. Zu den Beispielen für nichtlineares Verhalten zählen Verschiebungen, die zu einer Änderung der Lastverteilung oder -größe führen, Materialien, die unter Belastung ihre Eigenschaften ändern, oder Lücken, die sich öffnen oder schließen. Das Ausmaß der Nichtlinearität kann gering oder beträchtlich sein.
Die Abgrenzung zwischen linear und nichtlinear ist bestenfalls eine Grauzone. Bei der Finite-Elemente-Methode bestimmt üblicherweise ein Satz von Kriterien, ob nichtlineare Effekte für ein bestimmtes Modell wichtig sind. Wenn eines dieser Kriterien zutrifft, ist eine nichtlineare Analyse erforderlich, um reale Verhaltensweisen exakt simulieren zu können. Diese Kriterien gelten zwar immer noch, aber durch neue Möglichkeiten wie z. B. lineare Kontakte und neue Materialien wie Verbundwerkstoffe ist es noch schwieriger geworden, das Erfordernis einer vollständigen linearen Analyse genau abzugrenzen.
Bei einer linearen statischen Analyse gehen wir von folgenden Annahmen aus:
Die meisten Aufgabenstellungen können in der Regel als linear angesehen werden, da die Belastung im linear elastischen Bereich mit geringer Abweichung erfolgt. Bei Aufgabenstellungen dieser Art hat die geringe Nichtlinearität keine Auswirkungen auf die Ergebnisse, und der Unterschied zwischen einer linearen und einer nichtlinearen Lösung ist zu vernachlässigen.
Viele praktische Aufgabenstellungen können zwar durch eine lineare Analyse gelöst werden, aber einige oder alle inhärenten Annahmen treffen möglicherweise nicht zu:
Somit kann ein nichtlinearer Effekt in drei Hauptkategorien eingeteilt werden:
Beachten Sie, dass bei vielen Aufgabenstellungen all diese nichtlinearen Effekte zusammen auftreten können.
Die entsprechenden FEM-Gleichungen lauten wie folgt:
Lineare Analyse |
Nichtlineare Analyse |
---|---|
|
Die Differenz (F – Fi) wird Restkraft genannt. Der Vorgang wird wiederholt, bis F = Fi ist. |
Dabei gilt:
Die globale tangentiale Steifigkeitsmatrix ist eine Funktion der globalen Verschiebungen , da es sich um eine nichtlineare Aufgabenstellung handelt.
Der aktuelle globale Verschiebungsvektor ist die Summe der vorhergehenden .
Die geometrische Nichtlinearität wird relevant, wenn ein oder mehre Bauteile sich verformen, sodass die Annahmen nicht mehr gelten. Die großen Verschiebungseffekte setzen sich aus verschiedenen nichtlinearen Eigenschaften zusammen, beispielsweise:
In den folgenden Abschnitten finden Sie eine Einführung und genauere Beschreibung dieser Eigenschaften.
Mit großen Abweichungen sind Bewegungen oder Drehungen eines Bauteils gemeint. Wenn Sie beispielsweise erwarten, dass ein Teil sich um 45 Grad dreht oder abweicht, ist eine nichtlineare Analyse erforderlich. Eigentlich führt jede Drehung um mehr als 10 Grad bei einer linearen Analyse zu einem immer größer werdenden Fehler. Dies liegt daran, dass die lineare Analyse von der Theorie der kleinen Verschiebung ausgeht, bei der sin(θ) ≈ (θ).
Der Effekt der Spannungsversteifung (manchmal auch geometrische Versteifung genannt) ist am deutlichsten bei dünnen Strukturen, wo die Biegesteifheit im Vergleich zur axialen Steifigkeit sehr klein ist. Stellen Sie sich beispielsweise ein vorversteiftes Fell einer Trommel vor, das einer gleichmäßigen Drucklast ausgesetzt ist. Die Struktur ist rundum am Rand befestigt. Diese dünnwandige Struktur durchläuft eine beträchtliche Spannungsversteifung, während das Teil von der Reaktion auf die Last bei Biegung zur Reaktion auf die Last in der Ebene übergeht.
Die folgenden Abbildungen zeigen zwei Ergebnisse des vorversteiften Trommelfells. Die erste Abbildung zeigt eine tatsächliche Abweichung bei Aktivierung von großen Verschiebungseffekten (maximale Abweichung 0,8 Zoll). In der zweiten Abbildung ist die Verformung mit großen Verschiebungen deaktiviert. Beachten Sie, dass die Verformung in der zweiten Abbildung herunterskaliert wurde, da die maximale Abweichung mehr als 5.000 Zoll beträgt.
Ein weiteres Beispiel für Spannungsversteifung ist die Änderung der Tonhöhe einer Gitarrensaite, wenn diese gespannt wird. Das Elastizitätsmodul des Materials der Gitarrensaite ändert sich unter Spannung nicht, aber das System versteift sich dennoch.
Dünne Platten unter Belastung außerhalb der Ebene mit drei oder vier fixierten Seiten sind ebenfalls häufige Beispiele für Spannungsversteifung. Bei der unten abgebildeten Briefablage prognostiziert ein lineares Modell eine proportionale Reaktion, wenn die verteilte Last auf der Oberfläche des Teils erhöht wird, während das nichtlineare Modell anzeigt, dass die Verschiebung aufgrund des Spannungsversteifungseffekts mit zunehmender Spannung abnimmt.
Anmerkung:
Zu anderen häufigen geometrisch nichtlinearen Situationen gehören Bruch- und Knickprobleme, häufig auch bistabile oder multistabile Systeme genannt. Bei vielen Bruchproblemen ist das Verhalten nahezu linear bis zu dem Punkt, an dem eine kleine zusätzliche Last eine große Abweichung erzeugt, wenn eine sekundäre stabile Position erreicht ist. Die Erfassung dieses Bruch- oder Bifurkationspunkts ist eine sehr schwierige numerische Aufgabe. Sobald ein Benutzer festgestellt hat, dass ein Problem mit Bruch oder Knickung vorliegt, kann der Konstrukteur das Wissen, dass die FEM-Solver beim Versuch der Modellierung des Bruchs möglicherweise versagen, zu seinem Vorteil nutzen. Anhand des Solverversagens selbst kann er bestimmen, bei welcher Last eine Knickung wahrscheinlich auftritt.
Der Effekt einer starken Dehnung ist fast immer mit einem nichtlinearen Materialmodell verbunden, da dies eine plastische Bruttoverformung beinhaltet. Kaltstauchung, das Zusammendrücken von Gummidichtungen und Metallumformung sind gute Beispiele für eine starke Dehnungsreaktion.
Zwischen der linearen und nichtlinearen Materialreaktion kann ein erheblicher Unterschied bestehen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter dem Thema Nichtlineare Materialien. Bei jedem Material außer Stahl versteht man die Nichtlinearität der Aufgabenstellung am besten, indem man die Spannungs-/Dehnungskurven prüft. (Auch wenn Sie mit einem linearen Materialmodell arbeiten, ist es für die Interpretation der Ergebnisse wichtig, die Nichtlinearität zu kennen.)
Vereinfachte Modelle der Spannungs-/Dehnungskurven sind nachfolgend dargestellt:
Ein lineares Modell kann fundierte Daten für viele Materialien liefern:
Eine lineare Analyse kann lediglich den Beginn des Versagens prognostizieren. Wenn die Grenzwerte überschritten werden, nimmt die Korrelation mit der Komplexität des Spannungszustands ab.
Eine nichtlineare Plastizitätsanalyse kann lediglich den Beginn einer Fraktur prognostizieren. Die nichtlinearen Materialeffekte können wichtig sein, wenn Sie wissen möchten, was nach dem anfänglichen Materialversagen geschieht.
Alternativ können nichtmetallische Materialien wie Gummi und Kunststoff auch bei geringen Dehnungswerten eine sehr nichtlineare Spannungs-/Dehnungskurve aufweisen. Daher ist ein genaues Bild der Materialsteifheit über den gesamten Dehnungsbereich hinweg wichtig für eine genaue Prognose der Steifigkeit des gesamten Modells.
Bei spröden Materialien wie z. B. Gusseisen treten vor dem Versagen geringe unelastische Verformungen auf. Daher stellt eine lineare Analyse bei dieser Art von Materialien in der Regel kein Problem dar.
Die meisten Materialien und sogar Metalle haben jedoch ein gewisses Maß an Duktilität. Aufgrund dieser Duktilität können Hotspots lokal versagen, wodurch sich die Spannungen im Vergleich zur Prognose einer linearen Analyse verringern.
Die Metallhalterung aus der folgende Abbildung zeigt die höchst unterschiedliche Spannungsverteilung zwischen linearen und nichtlinearen Materialien. Das Metall hat eine Streckgrenze von 50 ksi. Das linke Bild enthält die Ergebnisse einer linearen Materialanalyse und zeigt Spitzenspannungen deutlich über der Streckgrenze. Die nichtlineare Materialanalyse auf der rechten Seite weist aufgrund der Spannungsumverteilung eine ganz andere Kontur auf. Bei der nichtlinearen Materialanalyse lag die größte plastische Dehnung bei 1 %.
Ein Modell weist eine Randbedingungs-Nichtlinearität auf, wenn die Lasten, Abhängigkeiten oder Lastpfade sich während der Lösung ändern. Wenn die Ausrichtung, Verteilung oder Größe der angewendeten Lasten bzw. des Lastpfads sich mit zunehmender Belastung erhöht, ist möglicherweise ein nichtlineares Modell erforderlich. Die häufigsten Randbedingungs-Nichtlinearitäten sind:
In den folgenden Abschnitten finden Sie eine Einführung und genauere Beschreibung dieser Eigenschaften.
Kontaktbedingungen modellieren die Interaktion zweier separater Bauteile oder unterschiedlicher Flächen eines Bauteils. Randbedingungen wie Flächenkontakt werden im Allgemeinen als nichtlinear angesehen. In letzter Zeit hat sich jedoch ein Trend entwickelt, der bei einigen FEM-Anwendungen die Ausführung einer Kontaktanalyse in einer linearen Lösung erlaubt. Bei der Entscheidung zwischen linearer und nichtlinearer Kontaktanalyse stellt man sich am besten diese Fragen:
Wenn die Antwort auf eine dieser drei Fragen ja lautet, ist in der Regel die Durchführung einer nichtlinearen Lösung zu empfehlen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die beiden folgenden Modelle zeigen zwei Beispiele zur Verwendung von linearen und nichtlinearen Lösungen. Das Modell der Anhängerkupplung auf der linken Abbildung besteht zwar aus sechs Teilen in einer Baugruppe, kann aber als lineare Kontaktlösung ausgeführt werden, da sich zunächst alle Bauteile berühren und die Verschiebungen klein sind. Das Nietenmodell auf der rechten Seite hingegen erfordert wegen der großen Verschiebungen und der Notwendigkeit eines nichtlinearen plastischen Materialmodells eine nichtlineare Lösung.
Weitere Informationen zur Kontaktmodellierung finden Sie im Benutzerhandbuch unter dem Thema Oberflächenkontakte
Dieser nichtlineare Effekt bedeutet einfach, dass sich die Richtung der Kräfte mit den Verformungen bzw. der Bewegung des Bauteils ändert. Drucklasten sind ein perfektes Beispiel für nachlaufende Kräfte, da sie immer lotrecht zur Fläche wirken. Wenn ein Bauteil sich verformt, passen die nachlaufenden Kräfte die Richtung der Lasten an, um sicherzustellen, dass sie weiterhin lotrecht zur Fläche sind.
Der unten abgebildete Auslegerbalken hat an der Spitze eine Drucklast von 100 psi. Es werden drei Analysen mit unterschiedlich großen Verschiebungen durchgeführt (unter Verwendung des Parameters LGDISP in Inventor Nastran).
Die Ergebnisse der drei Durchläufe sind unten abgebildet. Das erste Bild zeigt das unrealistische "Wachstum", das auftritt, wenn große Verschiebungseffekte deaktiviert sind (LGDISP=AUS). Das zweite Bild zeigt die Ergebnisse, wenn große Verschiebungen aktiviert, aber nachlaufende Kräfte deaktiviert sind (LGDISP=2). Beim letzten Bild sind sowohl große Verschiebungen als auch nachlaufende Kräfte aktiviert (LGDISP=AN). Dies bietet die größte Genauigkeit.
Weitere Informationen zum Einrichten einer nichtlinearen Analyse in Autodesk Inventor Nastran finden Sie im Benutzerhandbuch unter den Themen Nichtlinear und Nichtlineare Optionen.
Das nichtlineare Element Kabel mit reiner Zugspannung steht in Inventor Nastran zur Verfügung.
Das Element "Kabel mit reiner Zugspannung" ist in Inventor Nastran als Verbinder definiert. Klicken Sie in der Strukturansicht mit der rechten Maustaste auf Verbinder und wählen Sie Bearbeiten. Wählen anschließend den Typ Kabel (weitere Informationen finden Sie im Benutzerhandbuch unter dem Thema Kabelverbindung). Ein Material muss gemeinsam mit einer Querschnittsfläche referenziert werden. Sie können entweder eine anfängliche Spannung oder ein ursprünglicher Kabelspielraum angeben. Bei der anfänglichen Spannung kann der Typ des Vorspannmoments im gleichen Dialogfeld auf anfänglich eingestellt werden. Mit dieser Einstellung wird die anfängliche Spannung anfängliches Vorspannmoment behandelt. Dieser Wert wird durchgehend zur internen Axialbelastung des Elements hinzugefügt, die durch die Verschiebung der Endknoten erzeugt wird. Durch die Typeinstellung Durchgehend muss die anfängliche interne Last des Kabels unabhängig von den Knotenverschiebungen immer die anfängliche Zugspannung sein. Die Verwendung der Einstellung "Durchgehend" führt möglicherweise dazu, dass die Konvergenz bei nichtlinearen Iterationen langsamer verläuft als gewöhnlich.
Das Kabelelement muss über eine Referenz auf ein lineares isotropes Material verfügen, kann jedoch temperaturabhängig sein. Es werden sowohl thermische als auch träge Elementlasten unterstützt. Wenn das Kabelelement seitlicher Belastung ausgesetzt sind, benötigt es etwas Biegungssteifigkeit. Die vorgegebene Biegungssteifigkeit basiert auf dem Quadrat der Fläche eines runden Querschnitts.
Die folgenden Richtlinien sollten Sie beim Erstellen eines Modells zur nichtlinearen Finite-Elemente-Analyse beachten:
Wenn der Oberflächenkontakt verwendet wird, teilen Sie die Kontaktflächen dort in bestimmte Bereiche auf, wo Sie in Kontakt erwarten. Durch die Verwendung umfassender oder allgemeiner Flächen wird eine große Anzahl von Kontaktelementen generiert, die Analysedauer verlängert.
Für die Fehlerdiagnose bei der Durchführung einer nichtlinearen statischen Analyse sollten Sie in folgenden Schritten vorgehen:
Wenn Sie die Fehlermeldung E5001: NICHT POSITIVES DEFINITES ELEMENT AN RASTER id KOMPONENTE n IDENTIFIZIERTerhalten, empfehlen wir Ihnen, bei der Ermittlung der Fehlerursache in folgenden Schritten vorzugehen:
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